Altglas oder Charme – was es mit dem sowjetischen Vintage-Objektiv Helios 44-2 wirklich auf sich hats

Gebaut wie ein Panzer und verträumt, wie ein lauer Herbstspaziergang, hat das Helios 44-2 schon fast Mythos.

Das Helios 44-2 Objektiv ist ein legendäres Vintage-Objektiv, das in der ehemaligen Sowjetunion hergestellt wurde. Es wurde in den 1960er-Jahren entwickelt und hat im Laufe der Zeit verschiedene Produktionswerke und Modifikationen durchlaufen. Der Anschluss ist M42 und wurde ehemalig von den namenswerten Kameraherstellern Pentax, Praktica, und Zenit verwendet. Ich adaptiere das Objektiv auf meine Sony Alpha 7 III. Wenn du auch mit einer Sony shootest brauchst du einen M42-E-Mount-Adapter, der das Helios 44-2 mit deiner Kamera verbindet.

Helios 442, MMZ 1966 „Zebra“ Version

Das Helios 44-2 ist besonders für seine einzigartige Bildcharakteristik und seine Fähigkeit bekannt, ein “Swirly Bokeh” zu erzeugen, bei dem der Hintergrund in kreative, wirbelnde Muster verschwimmt. Die Schärfe in der Mitte des Bildes ist gut, während die Ränder weicher sind. Dies verleiht Porträtaufnahmen einen einzigartigen "dreamy" Look.

Helios 442, MMZ 1966 „Zebra“ Version – offenblende, ISO 250, 1/250 sec, Sony Alpha 7 III

Wenn man durch den Sucher schaut und den Auslöser betätigt, fühlt man eine Verbindung zur Vergangenheit, zur Ära der analogen Fotografie. Es ist, als ob man die Seele der Klassiker wie Zenit und Praktica in den Händen hält. Die unverwechselbare Haptik des Metallgehäuses und die sanfte, aber dennoch präzise Fokussierung erinnern an eine Zeit, in der Fotografie noch ein langsamer, bedachter Prozess war.

 

Was ist die Geschichte hinter diesem sowjetischen Vintage-Objektiv?

Seine Geschichte beginnt in den 1940er-Jahren, als das sowjetische Unternehmen KMZ (Krasnogorskiy Mekhanicheskiy Zavod) mit der Produktion von fotografischen Objektiven begann. KMZ wollte ein 58mm-Objektiv entwickeln, das von dem deutschen Carl Zeiss Jena Biotar-Design inspiriert war. Während des Zweiten Weltkriegs wurden die technischen Zeichnungen von Carl Zeiss erbeutet. Diese Unterlagen dienten als Grundlage für die Entwicklung des ersten Helios 44, woraus sich im Weiteren die Helios 44-2 und Helios 44M-Serie entwickelte. Der Objektivaufbau ist wie ein "asymmetrisches planares" Design mit sechs Linsen in vier Gruppen.

Wichtig ist, dass die Objektive in drei unterschiedlichen Werken produziert wurden und sich stark in ihrer Qualität unterscheiden. Sie wurden zwischen 1967-1991 von: KMZ, BelOMO und Valdai hergestellt. Dies ist an der Markierung auf dem Objektivring zu erkennen.

 

KMZ (Krasnogorsk Mechanical Factory)

Die Objektive von KMZ haben laut Internetrecherche die beste Qualität und ich selbst habe eines aus dem Jahre 1972, welches hervorragende Verarbeitungs,- und Bildqualität hat. Das Objektiv wurde millionenfach produziert, aber nur ein kleiner Bruchteil in dem KMZ-Werk.

 

BelOMO (früher MMZ)

In dem Werk von BelOMO wurden in etwa 1 Drittel der Helios Objektive produziert und weisen ebenso eine sehr gute Verarbeitungsqualität auf. Hier gibt es auch viele unterschiedliche Modifikationen, wobei ich das „Zebra“ Modell getestet habe.

 

Valdai

In dem Valdai Werk wurde das Objektiv in Masse produziert und weist laut Recherchen die schlechteste Verarbeitungsqualität auf und ist dementsprechend nicht zu empfehlen.

 

Zusammenfassung der technischen Details zu dem Helios 44-2

  • Brennweite: 58 mm

  • Lichtstärke: f/2.0

  • Anzahl der Blendenlamellen: Normalerweise 8 oder 13 (je nach Produktionswerk)

  • Fokussiermethode: Manuell

  • Anschluss: M42-Schraubgewinde (Praktica, Zenit und andere Kameras)

  • Mindestfokussierabstand: Ca. 0,5 m

  • Filterdurchmesser: 49 mm

  • Gewicht: Je nach Produktionswerk zwischen 230 und 290 Gramm

 

Abschließende Gedanken

In einer Welt, die von modernen, sterilisierten Objektiven dominiert wird, erinnert uns das Helios 44-2 daran, dass Fotografie eine Kunst ist, die durch Persönlichkeit und Einzigartigkeit geprägt wird. Es fordert Fotografen heraus, die Kontrolle zu übernehmen, die Blende und den Fokus manuell einzustellen und sich auf die Essenz des Moments zu konzentrieren.

Helios 44-2 KMZ 1972 – offenblende, ISO 100, 1/40sec, Sony Alpha 7 III

Das Helios 44-2 ist mehr als nur ein Objektiv, es ist eine Reise in die Vergangenheit, eine Feier der Kreativität und eine Einladung, die Welt mit anderen Augen zu sehen. Es erinnert uns daran, dass Technik und Emotionen Hand in Hand gehen können und dass die besten Geschichten oft diejenigen sind, die aus dem Herzen erzählt werden.

Helios 44-2 KMZ 1972 – offenblende, ISO 100, 1/2500sec, Sony Alpha 7 III

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Kommende Beiträge im Blog:

Es gibt noch weitere wundervolle Vintage-Objektive mit speziellen Bokeh wie das Jupiter 8, Domiplan und Primotar von Meyer-Optik Görlitz, Tessar von Carl Zeiss Jena die ich im Laufe der Zeit gerne vorstellen möchte. Also bleib dran, wenn du Interesse hast.